Am Montag ist Feiertag. Die aktuelle Regierungspartei hat diesen Feiertag erlassen, um sich selbst zu feiern. So ungefähr, als ob in Deutschland ein bundesweiter CDU/SPD Feiertag begangen wird. Aber egal, wir freuen uns und packen unsere Koffer, denn wir wollen uns am verlängerten Wochenende endlich mal einen der vielen Nationalparks Ugandas anschauen. Wir packen am Vormittag die Koffer und gegen Mittag sitzen wir dann in unserem Wagen und brechen auf in Richtung Lake Mburu, ca. 250 km südwestlich von Kampala. Aus dem dichten Stadtverkehr wühlen wir uns in ca. 45 Minuten heraus und plötzlich sind wir auf dem Land. Die Teerstraße ist zunächst noch gut und wir kommen flott voran. Kurz hinter Masaka wird die Straße aber erheblich schlechter und ich bin mehr auf der Bremse als auf dem Gas, um den Schlaglöchern auszuweichen. Etwa 20km hinter Masaka fängt aber irgendetwas im oder unterm Wagen an zu klappern. Hmmm. Wir halten an und ich gehe ums Auto herum, um zu schauen, kann aber nichts finden. Wir fahren weiter. Plötzlich weiß ich nicht mehr, ob ich in einem James Bond Film bin oder im Krieg in Afghanistan - der Wagen bricht plötzlich hinten nach unten weg, als ob uns jemand in den Reifen geschossen hätte. Dann ein schreiend lautes Kreischen und Kratzen und es zieht den Wagen nach links von der Straße runter. Zum Glück war links von uns ebene Fläche und ich steuere den Wagen behutsam vom Asphalt herunter. Der Wagen bremst auch wie wahnsinnig, ich könnte also gar nicht mehr schneller fahren. Ich steige aus, schaue nach links hinten und traue meinen Augen nicht: Das Rad links hinten ist ab! Die Radaufhängung samt Bremsscheibe sind auf dem Asphalt entlanggerutscht, haben beim Runterfahren von der Straße die Asphaltkante abgefräst und haben sich jetzt in den Erdboden hinein gegraben.
Ich reiße mich von dem Anblick los und gehe – es ist ja eigentlich fast idiotisch – an der Straße zurück, um das Rad zu suchen. Und tatsächlich: 50 Meter weiter vorne liegt es im Gebüsch. Sofort stürmen ein paar Jungs und zwei Bauern, die auf den Feldern gearbeitet haben, zu mir und brabbeln irgendetwas. Ich schaue auf den Boden und sehe dort doch tatsächlich auch noch eine Radmutter liegen. Ich sage ihnen, sie sollen das Rad zum Wagen rollen und mir helfen, die anderen Muttern zu suchen. Und tatsächlich wir finden immerhin 4 von 6 Muttern im Straßengraben.
Ich reiße mich von dem Anblick los und gehe – es ist ja eigentlich fast idiotisch – an der Straße zurück, um das Rad zu suchen. Und tatsächlich: 50 Meter weiter vorne liegt es im Gebüsch. Sofort stürmen ein paar Jungs und zwei Bauern, die auf den Feldern gearbeitet haben, zu mir und brabbeln irgendetwas. Ich schaue auf den Boden und sehe dort doch tatsächlich auch noch eine Radmutter liegen. Ich sage ihnen, sie sollen das Rad zum Wagen rollen und mir helfen, die anderen Muttern zu suchen. Und tatsächlich wir finden immerhin 4 von 6 Muttern im Straßengraben.
Adrian untersucht sofort fachmännisch den Schaden, ich bestaune die Kerbe im Asphalt, die wir gefräst haben und sichere die Unfallstelle (mit Ästen), Mirella läuft kreidebleich auf und ab und murmelt „ohmeingottwirhättentotseinkönnen, ohmeingottwirhättentotseinkönnen, …“ und Prinzessin Leona ist von dieser unerwarteten Unterbrechung ihrer Reise einfach nur gelangweilt.
Kurze Zeit später können wir einen „Expert-Mechanic“ vom 2km entfernten Dorf organisieren, der die verbogene Bremsscheibe wieder lockert und gerade biegt, die halb abgerissenen und losen Metallreste entfernt und die Radaufhängung wieder dazu bringt, dass sie sich dreht.
Richtige Ersatzteile gibt’s leider keine. Dann darf das Reserverad jetzt mal zeigen, was es drauf hat und wird angeschraubt. Nach ca. 3 Stunden sind wir also schon wieder flott und ich muss nur noch den Mechaniker von 250.000 Uganda Shilling herunterhandeln auf 40.000 Sh. Er hielt unseren Unfall wohl für die Chance seines Lebens, frühzeitig seinen Vorruhestand zu finanzieren (40.000 Sh. sind immer noch etwa 4 volle Taglöhne!). Um eine Erfahrung reicher und ein paar Muttern ärmer fahren wir dann also (etwas langsamer und misstrauischer) weiter.
Langsam wird es dunkel und wir tuckern weiter unserem Ziel entgegen, es wird dunkel. Ca. 30km vor dem Park fängt bei mir eine gelbe Lampe an zu leuchten. Der Motor klingt heiser und ein Blick auf die Temperaturanzeige bestätigt meine Befürchtung: Die Anzeigenadel hängt ganz oben bei "Hot". Shit, ich fahre sofort links ran und dann sehe ich es auch: unter der Kühlerhabe steigt dicker weißer Dampf auf, die letzten Tropfen Kühlwasser verabschieden sich gerade. Adrian will sofort wissen, was diesmal kaputt ist, Leona beschwert sich über die erneute Unterbrechung, Mirella fragt besorgt, ob die Kinder aus dem Wagen raus müssen, weil er vielleicht gleich explodiert, und ich muss die drei Leute begrüßen, die sich alle gleichzeitig um den Wagen kümmern wollen. Tatsächlich ist einer von denen auch ein richtiger Automechaniker, der mir gleich stolz einen zerfetzten "Fan-Belt" zeigt (deutsch: Kühlerventilatorriemen oder so, Foto unten vom nächsten Morgen).
Ein weiterer Riemen fehlt wohl komplett, ist unterwegs irgendwann weggeflogen und der dritte hat es halt einfach nicht mehr gepackt, den Ventilator im Kühler zu betreiben, deshalb hat das Kühlerwasser angefangen zu kochen. Er schwingt sich dann auch gleich auf ein Boda-Boda (Moped) und fährt damit in die nächste Stadt. Das dauert jetzt allerdings erst mal, bis er die richtigen Ersatzriemen mitgebracht hat und während Mirella und die Kids sich im Wagen hinlegen, schiebe ich draußen Wache. Irgendwann gegen 23:00 ist der Motor dann zwar wieder flott, aber ich bin müde und hab auch keinen Bock mehr, groß rumzuhandeln, drücke meine 140.000 Sh. ab und fahre im Schneckentempo weiter. Jetzt ist es wirklich pechschwarz draußen und die Straße besteht teilweise aus aneinandergreihten Löchern und Rissen. Irgendwann gegen 01:00 am nächten Morgen sind wir dann dort und fallen todmüde aber doch irgendwie froh in unser Zelt im Nationalpark.
In den nächsten zwei Tagen geht es dann zu Fuß, im Boot und im Auto auf Abenteuerreise.
In den nächsten zwei Tagen geht es dann zu Fuß, im Boot und im Auto auf Abenteuerreise.
... und noch viele andere mehr in ganz ursprünglicher Landschaft:
Wie spannend! Ich bin gespannt wie Ihr zurück"gereist" seid.
ReplyDelete:-) Marcus
WoW! Ihr müsst zurückgekommen sein, irgendwie ;-) bin schon gespannt auf Teil 2 :-) Niki
ReplyDeleteHi sogy! just from reading it I could immagine this:
ReplyDelete"Mirella fragt besorgt, ob die Kinder aus dem Wagen raus müssen, weil er vielleicht gleich explodiert &
ohmeingottwirhättentotseinkönnen"
:-) :-) good that you are alive&well!
Tons of love, Nina
xoxo