Wir sind kurz davor, in unser provisorisches Haus in Muyenga (Stadtteil im Südosten von Kampala) einzuziehen. Das Haus wird bis auf die Küche komplett leer sein, d.h. wir brauchen zumindest mal Matratzen und Moskitonetze. Also wagen wir uns mal zu viert ins Stadtzentrum, oder naja, zumindest in die Nähe davon. Von einer Kollegin hatten wir den Hinweis bekommen, wo es in der Nähe einer Shopping Mall eine gute Matratzenfabrik geben soll, die die Matratzen passend zu den Betten herstellt. Denn Normgrößen gibt es hier nicht. Der Schreiner baut das Bett nach Augenmaß und meistens passt dann auch irgendeine Matratze irgendwie. Nach langem Suchen in einem Industriegebiet, über Dirtroads, durch Hinterhöfe und schlammige Schlaglöcher, in denen ein LKW stecken geblieben war und die wir nur mithilfe unseres coolen Allradantriebs durchwaten konnten, kamen wir zum Ziel und haben nun zwei schmucke Schaumstoffmatratzen 'high density' und 6 inch tall bestellt, die wir uns morgen dort für insgesamt 80 € abholen können.
Dann zur "Lugogo Shopping Mall".
Vom großen Parkplatz nach amerikanischem Vorbild geht es in eine riesige klimatisierte Halle und plötzlich fühlte ich mich zurückteleportiert: Weihnachtsmusik trällert aus den Lautsprechern, über Lautsprecher ruft jemand "Mrs. Sambuya, please call 189, please call 189", rechts hinten spielen ein paar Stereoanlagen, die gerade von Kunden ausprobiert werden, und links sind zwei Kinder dabei, die Spielzeugregale auszuräumen. Hier gibt es einfach ALLES zu kaufen. Und es ist noch nicht mal teurer als in Deutschland. Hilfe! Sind wir nicht gerade eben noch mit Allradantrieb an Wellblechhütten vorbei durch fast knietiefe, mit Wasser und Matsch gefüllte Schlaglöcher gefahren? Ich bin fassungslos und hole in wenigen Sekunden meinen Kulturschock nach, der mir in meinen ersten beiden Wochen bisher ehrlich gesagt erspart geblieben ist.
Soll dieser Konsumtempel hier das Zielszenario sein, das es mit Entwicklungshilfe zu erreichen gilt? Viele Ugander würden diese Frage wahrscheinlich bejahen. Für mich ist die Antwort eigentlich eher Nein. Doch: Ist es meine Aufgabe, dies für die Menschen hier zu entscheiden? Während unserer Vorbereitung in Bad Honnef haben einige Kollegen genau über dieses Thema diskutiert: "Entwicklungshilfe? Ja, aber Entwicklung wohin? Nach welchen Normen und Vorbildern?" Während ich die Diskussion damals etwas zu abgehoben und überflüssig empfand, dämmert mir nun, dass ich darauf bald selber eine Antwort werde finden müssen.
Puh - es gibt insgesamt zwei von diesen Shopping Malls in Kamapala, ich habe inzwischen schon fast Angst vor der anderen "Garden City Shopping Mall", denn die soll noch größer sein ;-)
Is ja auch wirklich die Frage - WER kauft dort denn ein? Liebe Grüsse
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