Friday, 14 August 2009
Sicherheitsnaden
Seit meiner Rückkehr nach Kampala versuche ich, Sicherheitsnadeln zu kaufen. Im großen Konsumtempel "Shopping Mall" war nichts zu bekommen, auch in den diversen Supermärkten bin ich nur auf stummes Kofpschütteln gestoßen. Aber so leicht lasse ich mich nicht unterkriegen. Ich gehe in der heißen Mittagspause los, denn ich habe den Geheimtipp bekommen, dass in den Kafundas (=Laden, Schuppen) entlang der Entebbe Road einige Shops so was haben sollen. Aber auch dort in den ersten Geschäften: Fehlanzeige!
Langsam beschleicht mich das Gefühl, dass die Leute vielleicht auch gar nicht verstehen, wenn ich "Safety Needle" oder "Safety Pin" sage oder ausschweifende und gestenreiche Beschreibungen liefere "you know it is like a needle for sewing but you actually don's use it for sewing but for..."
Ha - ich bin ja schließlich kein Anfänger mehr hier, ich bin mit meinen 8 Monaten ja schon bald ein hart gesottener Afrika Veteran und weiß mit solchen Situationen um zu gehen. Also zücke ich ein Stück Papier und einen Kuli - denn wenn das gesprochene Wort nicht kommuniziert, dann wird ein Bild alle sprachlichen und kulturellen Barrieren überwinden.
Das hat es tatsächlich auch. Sehr sogar.
Alle wussten, was damit gemeint war, und haben sich köstlich amüsiert. Der Verkäufer, der Ladenbesitzer, seine Frau, sein Sohn, der Nachbar, sein Bekannter, der Passant auf der Straße, und, und, und... Alle fanden das extrem lustig. Auch ich hab mich gefreut, denn Verstehen löst ja bekanntlich Freude und Heiterkeit aus und ich dachte noch, gleich holen sie die Nadeln endlich - bis ich meine tolle Skizze mal umgedreht hab. Dann hab auch ich es schließlich geschnallt, hab gute Mine zum bösen Spiel gemacht und bin dann ohne Sicherheitsnadeln wieder zurück ins Büro geschlichen. Schließlich habe ich unserer Putzfrau mein Leid geklagt; sie hat sich dann meiner erbarmt und hat mir welche besorgt.
Langsam beschleicht mich das Gefühl, dass die Leute vielleicht auch gar nicht verstehen, wenn ich "Safety Needle" oder "Safety Pin" sage oder ausschweifende und gestenreiche Beschreibungen liefere "you know it is like a needle for sewing but you actually don's use it for sewing but for..."
Ha - ich bin ja schließlich kein Anfänger mehr hier, ich bin mit meinen 8 Monaten ja schon bald ein hart gesottener Afrika Veteran und weiß mit solchen Situationen um zu gehen. Also zücke ich ein Stück Papier und einen Kuli - denn wenn das gesprochene Wort nicht kommuniziert, dann wird ein Bild alle sprachlichen und kulturellen Barrieren überwinden.
Das hat es tatsächlich auch. Sehr sogar.
Alle wussten, was damit gemeint war, und haben sich köstlich amüsiert. Der Verkäufer, der Ladenbesitzer, seine Frau, sein Sohn, der Nachbar, sein Bekannter, der Passant auf der Straße, und, und, und... Alle fanden das extrem lustig. Auch ich hab mich gefreut, denn Verstehen löst ja bekanntlich Freude und Heiterkeit aus und ich dachte noch, gleich holen sie die Nadeln endlich - bis ich meine tolle Skizze mal umgedreht hab. Dann hab auch ich es schließlich geschnallt, hab gute Mine zum bösen Spiel gemacht und bin dann ohne Sicherheitsnadeln wieder zurück ins Büro geschlichen. Schließlich habe ich unserer Putzfrau mein Leid geklagt; sie hat sich dann meiner erbarmt und hat mir welche besorgt.
Thursday, 13 August 2009
Blechschachtel
Neulich auf dem Heimweg von einem Termin in der Stadt zurück nach Hause war der Verkehr mal wieder total dicht und die Autos schieben sich im Schrittempo Stoßstange an Stoßstange durch die Straßen; sie drücken sich ungeordnet, schwer und behäbig wie eine Gruppe Nilpferde durch den Kreisverkehr. So auch ein roter Toyota Corolla links vor mir, der langsam nach rechts rüberschert, weil dort ein wenig Straße frei geworden ist. Ich sehe das auch und gehe vom Gas, um ihn rein zu lassen, bin ja im Grunde ein guter Mensch.
Irgendwie scheint mich dann aber mein Augenmaß im Stich zu lassen, denn plötzlich drückt vorne links was gegen mein Auto und ich spüre so ein leichtes Schwingen. Oops, das war wohl ein "touché" gegen seine Stoßstange. Halb so wild. Der Fahrer von dem roten Corolla schaut aus dem Fenster und sieht mich an mit einem Blick wie "He, was soll das?" Schon gut, keine Panik: "Just drive over to the side of the street and we talk..." rufe ich ihm zu. Alles klar. Ich steig aus und gehe vor zu ihm, um mir den kleinen Kratzer anzuschauen - und falle aus allen Wolken! Himmel, ich hab ihm die ganze Seite hinten eingedellt! Oh nein!
Und jetzt das Beste: Das Ausbeulen und neu Lackieren kommt auf maximal 40 €. Ich kann mir den Gedanken nicht verkneifen, dass das unter diese Umständen fast zum Wiederholen anregt :->
Irgendwie scheint mich dann aber mein Augenmaß im Stich zu lassen, denn plötzlich drückt vorne links was gegen mein Auto und ich spüre so ein leichtes Schwingen. Oops, das war wohl ein "touché" gegen seine Stoßstange. Halb so wild. Der Fahrer von dem roten Corolla schaut aus dem Fenster und sieht mich an mit einem Blick wie "He, was soll das?" Schon gut, keine Panik: "Just drive over to the side of the street and we talk..." rufe ich ihm zu. Alles klar. Ich steig aus und gehe vor zu ihm, um mir den kleinen Kratzer anzuschauen - und falle aus allen Wolken! Himmel, ich hab ihm die ganze Seite hinten eingedellt! Oh nein!
Das kann doch nicht wahr sein... die Riesendelle muss schon vorher bei ihm drin gewesen sein... das hat sich doch so angefühlt, wie wenn man beim Einparken in eine enge Lücke vorsichtig auf Kontakt fährt. Ich bin ihm ja noch nicht mal wirklich reingefahren, der hat sich ja eher so an mir vorbeigedrückt...
Ohje, wie sieht dann wohl mein Wagen aus? Peinlich, da werde ich wohl was zu beichten haben :-( Aber - wo ist meine Delle?
He.
Hihi.
Da ist keine Delle. Da ist ein Kratzer an der Stoßstange. Hoho: Das ist er halt, mein Landcruiser Straßenpanzer Baujahr '95 mit vier Liter Hubraum und drei Meter Breite und acht Meter Länge und 300 Liter Tankvolumen - unverwüstlich :-)
Der Schaden an seinem Auto ist aber immer noch beeindruckend und ich muß mich wirklich zwingen, mein breites Grinsen zu unterdrücken. Das wäre mehr als unpassend. Ich kläre also gewissenhaft und brav alles mit ihm ab, wir tauschen Visitenkarten aus, ich übernehme die Verantwortung, er wird den Wagen in seiner Werkstatt richten lassen und ich übernehme die Kosten. Alles ok, ich mache noch ein Foto von seiner Delle, um meine Werkstatt den Schaden gegenschätzen zu lassen.Und jetzt das Beste: Das Ausbeulen und neu Lackieren kommt auf maximal 40 €. Ich kann mir den Gedanken nicht verkneifen, dass das unter diese Umständen fast zum Wiederholen anregt :->
Tuesday, 11 August 2009
Es gibt kein Afrika
Schwarzafrikaner, die normalerweise nicht mit Weißen verkehren, können Weiße nicht auseinanderhalten. Das hat mich erst erstaunt, weil wir doch so unterschiedlich sind: blond, dunkel, blaue Augen, braune Augen, lockige Haare, glatte Haare. Ist aber so - Weißer Mann ist Weißer Mann und damit Basta. Ging uns in den ersten Tagen hier aber genauso. Der Torwächter sah für uns genauso aus wie der Gärtner und der sah genauso aus wie der Hausmeister und der Fahrer und der Verkäufer im Kiosk und der Typ an der Straße. War ziemlich peinlich, weil wir manchmal an Leuten einfach blind vorbeimarschiert sind und dann andere wildfremde wiederum blöd gegrüßt haben :-)
Nein, die sind es nicht... aber was stimmt hier nicht?
Und dann in Äthiopien? Ich war nur in Addis Ababa im Hotel, aber dort kam ich mir vor wie in Südeuropa, das Personal hat mich nicht nur sehr freundlich und zuvorkommend behandelt, sie haben auch gescherzetl, ob ich nicht meine Frau oder meine Mutter anrufen möchte, er könnte mir eine SIM Karte leihen, kostet nur fünf Obama!
Tja und in Südafrika habe ich mich mit einem unterhalten, und ich dachte erst, der rotzt beim Sprechen rum. Warum muss der immer, wenn er seinen Namen sagt, die Nase hochziehen? Kerl, red' halt normal mit mir! Dann dämmert's mir aber, ich hatte es früher schon mal gehört: In der Zulu Sprache gibt es Knack- und Schnalzlaute, die wir gar nicht kennen. Und tatsächlich, ganz behutsam lasse ich mir noch einmal seinen Namen buchstabieren und er heißt Mxolise, wobei das "x" ein Schnalzen mit dem Gaumen hinten im Rachen ist. Manchmal juckt es einen doch hinten im Hals am Zäpfchen und dann schnarrt und knarzt man so, bis es besser wird (äh, oder ich mache das zumindest manchmal). Naja, und so lief ich dann den Rest des Tages herum und habe geübt und gegrunzt wie ein verkapptes Ferkel.
Zwar haben die Menschen hier alle dunkle Haut, aber darüber hinaus sind die Unterschiede so riesig, dass ich mich von Afrika als kulturell-ethnischem Begriff verabschiede. Was die Sache eigentlich nur noch spannender macht!
Inzwischen war ich aber auch außerhalb Ugandas unterwegs, was mir den Horizont ein Stück erweitert hat: In Ouagadougou (Burkina Faso) wird nicht nur französisch gesprochen, die Leute sind auch viel quirliger. Mancher würde vielleicht sagen aggressiver, aber ich finde das sympatisch. Draußen vor dem Supermarkt überfallen mich gleich drei Jugendliche und wollen mir James Bond DVDs verkaufen, alle drei reden gleichzeitig, der Film sei toll, die englische Tonspur ist auch drauf, ich soll ihnen helfen, sie zahlen davon ihre Schulgebühren, usw. usw. Ein paar Straßen weiter gibt es echtes, knuspriges Baguette und noch ein paar Straßen weiter wird der Weg von zwei Dutzend Moslems versperrt, die ihre Gebetsteppiche ausgerollt haben und sich stumm nach Nordosten verneigen. Um die Ecke plärrt laute Musik aus einem CD-Player und ein paar Mädels wippen geistesabwesend mit den Hüften. Nett. Und im Verkehr? Auch mein Taxifahrer ist ungewöhnlich redefreudig und spendiert mir gratis eine Zusammenfassung der Wetterberichte der letzten Wochen - ganz ungewohnt so zugetextet zu werden. Aber noch irgendwas ist hier falsch... Sind es die Esel auf der Straße?
Nein, die sind es nicht... aber was stimmt hier nicht?
Bei uns gibt's nur Frauen auf Gepäckträgern und Frauen auf Fahrrädern, aber das hier ist echt ein Hammer ;-)
Und dann in Äthiopien? Ich war nur in Addis Ababa im Hotel, aber dort kam ich mir vor wie in Südeuropa, das Personal hat mich nicht nur sehr freundlich und zuvorkommend behandelt, sie haben auch gescherzetl, ob ich nicht meine Frau oder meine Mutter anrufen möchte, er könnte mir eine SIM Karte leihen, kostet nur fünf Obama!
Tja und in Südafrika habe ich mich mit einem unterhalten, und ich dachte erst, der rotzt beim Sprechen rum. Warum muss der immer, wenn er seinen Namen sagt, die Nase hochziehen? Kerl, red' halt normal mit mir! Dann dämmert's mir aber, ich hatte es früher schon mal gehört: In der Zulu Sprache gibt es Knack- und Schnalzlaute, die wir gar nicht kennen. Und tatsächlich, ganz behutsam lasse ich mir noch einmal seinen Namen buchstabieren und er heißt Mxolise, wobei das "x" ein Schnalzen mit dem Gaumen hinten im Rachen ist. Manchmal juckt es einen doch hinten im Hals am Zäpfchen und dann schnarrt und knarzt man so, bis es besser wird (äh, oder ich mache das zumindest manchmal). Naja, und so lief ich dann den Rest des Tages herum und habe geübt und gegrunzt wie ein verkapptes Ferkel.
Zwar haben die Menschen hier alle dunkle Haut, aber darüber hinaus sind die Unterschiede so riesig, dass ich mich von Afrika als kulturell-ethnischem Begriff verabschiede. Was die Sache eigentlich nur noch spannender macht!
Monday, 10 August 2009
Uganda auf der Leinwand
Ein gleichzeitig trauriges aber auch ermutigendes Kapitel aus der jüngeren Geschichte Ugandas wird bald mit Uma Thurman auf die Leinwand kommen: Girl Soldier wird hoffentlich für weltweite Empörung über diese brutale Praxis hervorrufen, die leider z.B. im Nachbarstaat Kongo immer noch Gang und Gäbe ist. Auch lesenswert: Aboke Girls und Sie nahmen mir die Mutter und gaben mir ein Gewehr.
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