Tuesday, 11 August 2009

Es gibt kein Afrika

Schwarzafrikaner, die normalerweise nicht mit Weißen verkehren, können Weiße nicht auseinanderhalten. Das hat mich erst erstaunt, weil wir doch so unterschiedlich sind: blond, dunkel, blaue Augen, braune Augen, lockige Haare, glatte Haare. Ist aber so - Weißer Mann ist Weißer Mann und damit Basta. Ging uns in den ersten Tagen hier aber genauso. Der Torwächter sah für uns genauso aus wie der Gärtner und der sah genauso aus wie der Hausmeister und der Fahrer und der Verkäufer im Kiosk und der Typ an der Straße. War ziemlich peinlich, weil wir manchmal an Leuten einfach blind vorbeimarschiert sind und dann andere wildfremde wiederum blöd gegrüßt haben :-)

Inzwischen war ich aber auch außerhalb Ugandas unterwegs, was mir den Horizont ein Stück erweitert hat: In Ouagadougou (Burkina Faso) wird nicht nur französisch gesprochen, die Leute sind auch viel quirliger. Mancher würde vielleicht sagen aggressiver, aber ich finde das sympatisch. Draußen vor dem Supermarkt überfallen mich gleich drei Jugendliche und wollen mir James Bond DVDs verkaufen, alle drei reden gleichzeitig, der Film sei toll, die englische Tonspur ist auch drauf, ich soll ihnen helfen, sie zahlen davon ihre Schulgebühren, usw. usw. Ein paar Straßen weiter gibt es echtes, knuspriges Baguette und noch ein paar Straßen weiter wird der Weg von zwei Dutzend Moslems versperrt, die ihre Gebetsteppiche ausgerollt haben und sich stumm nach Nordosten verneigen. Um die Ecke plärrt laute Musik aus einem CD-Player und ein paar Mädels wippen geistesabwesend mit den Hüften. Nett. Und im Verkehr? Auch mein Taxifahrer ist ungewöhnlich redefreudig und spendiert mir gratis eine Zusammenfassung der Wetterberichte der letzten Wochen - ganz ungewohnt so zugetextet zu werden. Aber noch irgendwas ist hier falsch... Sind es die Esel auf der Straße?

Nein, die sind es nicht... aber was stimmt hier nicht?
Ha! Die Frauen sind es! Frauen auf Motorrädern, das gibt es nicht bei uns in Uganda!
Bei uns gibt's nur Frauen auf Gepäckträgern und Frauen auf Fahrrädern, aber das hier ist echt ein Hammer ;-)

Und dann in Äthiopien? Ich war nur in Addis Ababa im Hotel, aber dort kam ich mir vor wie in Südeuropa, das Personal hat mich nicht nur sehr freundlich und zuvorkommend behandelt, sie haben auch gescherzetl, ob ich nicht meine Frau oder meine Mutter anrufen möchte, er könnte mir eine SIM Karte leihen, kostet nur fünf Obama!

Tja und in Südafrika habe ich mich mit einem unterhalten, und ich dachte erst, der rotzt beim Sprechen rum. Warum muss der immer, wenn er seinen Namen sagt, die Nase hochziehen? Kerl, red' halt normal mit mir! Dann dämmert's mir aber, ich hatte es früher schon mal gehört: In der Zulu Sprache gibt es Knack- und Schnalzlaute, die wir gar nicht kennen. Und tatsächlich, ganz behutsam lasse ich mir noch einmal seinen Namen buchstabieren und er heißt Mxolise, wobei das "x" ein Schnalzen mit dem Gaumen hinten im Rachen ist. Manchmal juckt es einen doch hinten im Hals am Zäpfchen und dann schnarrt und knarzt man so, bis es besser wird (äh, oder ich mache das zumindest manchmal). Naja, und so lief ich dann den Rest des Tages herum und habe geübt und gegrunzt wie ein verkapptes Ferkel.

Zwar haben die Menschen hier alle dunkle Haut, aber darüber hinaus sind die Unterschiede so riesig, dass ich mich von Afrika als kulturell-ethnischem Begriff verabschiede. Was die Sache eigentlich nur noch spannender macht!

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