Aber ich sehe auch überall Polizisten - und zwar nicht wie in Kampala im unschuldigen und strahlenden Weiss, sondern in Armeegrün und allesamt mit Schnellfeuergewehren bewaffnet. Kein Wunder also, dass die Fernseher in Bars und Restaurants auch nicht alle in Käfige eingeschweisst sind, wie in Kampala. Gesprochen und geschrieben wird überall ein Mischmasch aus Kinyaruanda, Französisch und Englisch.
Mir fallen auch überall die vielen Schilder auf, auf denen auf Kinyaruanda immer wieder beteuert und beschworen wird, dass das "Jenocide" vergeben werden und neu angefangen werden muss. 1994 wurden ca. 1 Millionen Tutsis von der mehrheitlichen Hutu Bevölkerung (damals ca. 6 Millionen) auf bestialische Weise abgeschlachtet. Ein ergreifendes Einzelschicksal ist im Film "Hotel Ruanda" dokumentiert. Jeder hier, der älter ist als 30, könnte vor 15 Jahren ein paar Nachbarn umgebracht haben. Es ist zwar Unsinn, aber immer wieder schaue ich nach hinten, weil mich ein ungutes Kribbeln im Nacken beschleicht.
Das Shopping ist enttäuschend, die tollsten Produkte, die am Meisten angepriesen werden, kommen aus Uganda. Wow. Aber in einem Supermarkt entdecke ich tatsächlich leckere deutsche Leibniz. Heissa!!
Die gemeinsamen Sitzungen mit den Kollegen sind interessant und nett...
...und bevor wir heimfahren, machen wir noch einen kleinen Schlenker über die Nordspitze des Kivusees. Nach weniger als zwei Stunden sind wir schon dort und kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Es gibt dort eine richtige Riviera mit Hotels, Appartmenthäusern, Bars, Restaurants, einen Sandstrand mit Segelbooten und Surfbrettern, eine Uferstrasse mit einem palmenbewachsenen Mittelstreifen - ich glaube, ich bin im falschen Film. Wir essen in einem bezaubernden Restaurant direkt am See einen leckeren Fisch, gehen anschliessend am Strand baden und sonnen und geniessen am Schluss den Sonnenuntergang bei einem Cappucino und einem Eis im Serena Hotel. Wow - für ein paar Stunden bin ich ganz weit weg...
Ein paar Tage später in Kampala unterhalte ich mich mit einem Freund, der das Land 1994 nach dem Genozid besucht hatte, um seine überlebenden Verwandte und Bekannte zu besuchen. Er erzählt mir, dass damals im See nicht an Baden zu denken war, weil dort im Wasser überall Leichen und Leichenteile schwammen. Im ganzen Land roch es damals nach süsslicher Fäulnis und verderbendem Fleisch. Und das Serena Hotel kennt er auch noch von damals, dort lagen tausende von Leichen aufgetürmt. Bitter.
No comments:
Post a Comment