"Hast du mir schon wieder Geld aus dem Geldbeutel genommen? Du könntest mir wenigstens was sagen!" - "Nein, hab ich nicht..."
Dialoge wie diesen gab es häufig genug, auch schon vor Uganda. Aber seit diesem Sommer hörte ich es irgendwie viel zu häufig. Irgendwann dann der ganz augeregte Anruf von Mirella "... und ich bin mir sicher, ich hatte noch 200.000 Shilling in meinem Geldbeutel, ich war gerade erst beim Geldautomaten und jetzt fehlen 20.000!!" Der Verdacht fällt auf unsere Housemaid, Stella.
Ich beruhige, denn nachzuweisen ist natürlich niemandem etwas. Noch nicht einmal dann, wenn wir gerade jetzt genau diesen Betrag bei ihr finden. Es ist zwar irgendwie traurig und ein Stück pervers, aber ich entschliesse mich, ihr eine Falle zu stellen. Ein genau abgezählter Geldbetrag kommt in Mirella's Geldbeutel, jeder der Geldscheine hat zwei unaufällige aber dennoch gut sichtbare rote Punkte. Der Geldbeutel bleibt zu den üblichen Zeitpunkten (nach dem Abholen der Kinder, nach dem Einkaufen) an den üblichen Stellen liegen, es wird aber kein Geld mehr hinaus oder hineingetan. Mirella hat ihr eigentliches Cash in einem anderen, unauffälligen Beutelchen in ihrer Handtasche. Jeden Tag, just nachdem Stella sich verabschiedet, wird der Betrag im Geldbeutel kurz nachgezählt...
Tatsächlich dauert es noch nicht mal 2 Tage, bis die Falle zuschnappt. Im Geldbeutel fehlen 40.000 Shilling. Stella wird zur Rede gestellt - es würde Geld fehlen... und sie fängt sofort hektisch an zu erzählen, sie habe irgendwo in den Kleidern der Kinder 40.000 Shilling gefunden. Wie sie denn genau auf den Betrag von 40.000 Shilling kommt? Ähhh, ja, nein, also, es sind halt einach zufällig 40.000 Shilling, die sie gefunden habe und sie will sie uns jetzt gleich zurückgeben. Fast panisch wühlt sie in der schmutzigen Wäsche herum, während ihre eine Hand immer an ihrer Kleidung herumnestelt. Beim Versuch, die beiden fehlenden 20.000er Scheine rasch aus ihrer Kleidung zu ziehen und unter die Wäsche der Kinder zu schmuggeln, wird sie mit den Geldscheinen in der Hand erwischt und ein kurzer Blick auf die Scheine lässt sofort die beiden Markierungen erkennen. Stella streitet zwar immer noch alles ab, die Situation könnte aber nicht eindeutiger sein. Sie hat noch 10 Minuten, ihre Sachen zu packen, um dann umgehend das Grundstück zu verlassen. Beim Abschied fällt sie doch noch einmal dramatisch auf die Knie und bittet um Vergebung. Sorry, aber nein. Wir behalten niemanden bei uns, der uns bestiehlt. Das muss ihr doch wohl klar (gewesen) sein.
Wir hätten für Stella's Integrität die Hand ins Feuer gelegt. Sie hat zusammen mit Leona und Adrian gescherzt, gespielt, und sie sogar ins Bett gebracht und nachts Wache geschoben. Sie hat mir meinen Impfpass gescanned und per Email zugeschickt, als ich am Flughafen in Johanneburg festhing. Mirella hat von ihrere Mutter Ketten im Wert von 1000 Euro gekauft und meine Mutter zahlt die School Fees einer ihrer Schwestern. Ihr Gehalt war das vierfache, was vergleichbare Housemaids verdienen. Sie trägt fast 50% zum Familieneinkommen bei, das für sie, ihre vier jüngeren Schwestern und ihre Mutter ausreichen muss. Aber vor allem war sie beinahe seit unserer Ankunft in Uganda bei uns. Die Enttäuschung und die Ernüchterung sind groß. Aber vor allem muss ich mit viel Mühe gegen die verallgemeinernde Schlussfolgerung ankämpfen, die sich nach all dem unweigerlich aufdrängt: "Undankbarkeit ist der Welt Lohn". Nein, das wäre nicht fair...
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