Wo kommen eigentlich all die Altkleider hin, die wir in Deutschland immer brav in die Säcke und die Container gestopft haben? All die Kinderklamotten, die alten Schuhe (schön zusammengebunden), die alten Jeans, Oberhemden, Skijacken und -mützen... Alles für die Kinder in Afrika?
Fast! Nach Afrika kommen die Sachen vielleicht schon - aber mit Sicherheit nicht so, wie wir es uns immer vorgestellt hatten. Es gibt hier eine Straße, an der schon ein paar "Shops" von dem zeugen, was neben der Straße liegt - einem der größten Märkte Uganda's: der Owino Markt.
Ja, es gibt dort einen Eingang: der ist bei dem Typen mit den roten Shirt und der orangenen Mütze. Die Konstruktion ist zwar nicht sehr vertrauenserweckend, aber wir treten jetzt mal vertrauensvoll ein.
In dem teils überdachten, aber immer muffigen und heißen Gassengewirr findet man alles, was man an Klamotten suchen könnte. Vom Ballkleid über Sandalen, Unterhosen, Winterjacken (??), Schlafsäcke, Krawatten, 70er Schlaghosen und Schweißbändern bis hin zur Badehose. Schnell findet man einen "Friend" der einen von Shop zu Shop führt, je nachdem, was man so braucht. Natürlich gehören die Stände allen seinen Sisters and Brothers and Uncles and Aunties and Cousins and Friends...
Von allen Seiten begrabscht und belabert ("Hey Muzungu, you come and buy here!") schieben wir uns durch die engen und gewundenen Gassen, in denen einfach alles zu finden scheint. 100 H&Ms könnten nicht diese Menge an Klamotten, Stile und Marken aus der ganzen Welt anbieten.
Wir hüpfen von Stein zu Stein, um die Pfützen mit zweifelhaftem Inhalt zu umgehen, quetschen uns an den Essensverkäufern vorbei, erwidern die 1000 "How are you Muzungu?" möglichst freundlich und kurz und sind schließlich bei einem im Prinzip x-beliebigen Shop, der auf 1,5 Quadratmetern das anbietet, was beim Kaufhof wahrscheinlich eine ganze Abteilung gewesen wäre. Die Klamotten sind kreuz und quer und übereinander aufgehängt und zwar bis 5 Meter hoch! Sortierung gibt es natürlich keine - weder nach Größe noch nach Farbe oder Art oder irgendein anderes Kriterium. Manche Shops haben einfach mehr Hosen, die anderen mehr Hemden, manche mehr für Frauen und manche mehr für Männer - das war's dann aber auch schon.
Jetzt heißt es ausssuchen, ausprobieren (wo war gleich noch mal die Umkleidekabine?), untersuchen (ist da ein Riß im Schritt oder am Hintern?) und rumfeilschen. Tatsächlich ist die Qualität der Kleidung manchmal aber spektakulär. Da hängen Siemens Werbe-T-Shirts neben Gucci Hemden... aber eine Hemd ist ein Hemd und die kosten alle gleich viel. Vor allem bei Schuhen gibt es Topmodelle in Superzustand - naja, und die riechen eigentlich auch nur ein ganz kleines Bisschen.
Also, was wir hier demnächst noch bräuchten: ein nettes Sommerkleid für Leona, ein cooles Spiderman Shirt für Adrian, ein luftiges Oberteil für Mirella und ich bräuchte noch einen mittelbraunen Anzug (mit oder ohne Nadelstreifen). Steck' ne Grußkarte mit rein, wir melden uns dann, sobald wir's gefunden haben.
Tuesday, 25 May 2010
Sunday, 16 May 2010
Sound of Music
Es gibt hier eine Theatergruppe. Leute, die sich aus Lust, Laune und manche vielleicht auch aus Langeweile zu einer Amateurgruppe zusammengeschlossen haben. Drei Mal im Jahr wird ein Stück aufgeführt, im Frühjahr ein Musical, im Sommer ein Drama und zu Weihnachten so ein leicht abstruser, britischer Klamauk. Ich war im vergangenen Sommer im Drama und war begeistert. Eines von den Dingen, die ich früher gerne gemacht habe, aber dann - wie so manch anderes - aus den Augen verloren habe.
Dieses Frühjahr soll also als Musical "The Sound of Music" aufgeführt werden. Skurrilerweise ein Stück, das in Österreich zur Zeit des Nationalsozialismus spielt. Daher war das Musical in Deutschland auch nie bekannt oder beliebt, aber im anglophonen Raum (und das schliesst witzigerweise die Ugander mit ein) kennt das Stück wirklich jeder. Nicht zuletzt wegen der sehr erfolgreichen Verfilmung 1965 mit Julie Andrews und Christopher Plummer. Da mir nichts davon bekannt ist, kaufe ich mir also am Vorabend der Vorsprechprobe die DVD und schaue mir den Schinken an. Grauenhafte Schnulze, denke ich mir erst. Aber es hat auch seine netten Momente und ist eigentlich echt süß. Tatsächlich bekomme ich dann auch die Rolle des Bösewichtes und darf die männliche Hauptrolle eifrig schikanieren. Aber keine Sorge - singen tue ich nicht - das tue ich weder mir noch anderen an!
Aus recht trockenen und mühsamen Proben mit und ohne Orchester...
... wird dann auf der Bühne mit Kostümen und Kulisse ein echt beeindruckendes Stück!
Und ich kann mit meinem neuen Haarschnitt in der Rolle des Bösewichtes brillieren :->
Gott sei dank ist das alles nicht so ernst, wie es aussieht, und hinter der Bühne des Nationaltheaters ist es für alle, die wie ich nur wenige Zeilen zu sagen haben, eher langweilig - aber bei acht Vorstellungen wird man dann irgendwann im Bereich zwischen albern und kindisch echt kreativ...
Aber zum Glück sieht das niemand, und die Zuschauer finden das Stück klasse, denn vier von den acht Vorstellungen sind komplett ausverkauft, und sogar die ugandische Tagespresse lobt das Stück.
Jetzt hoffe ich bloß, daß meine Haare schnell wieder nachwachsen, damit ich mich wieder inkognito durch Kampala bewegen kann. Denn fast die gesamte Expat-Community hat das Stück natürlich gesehen und wenn ich momentan z.B. durch die Schule gehe, tuscheln manche Kids hinter vorgehaltener Hand und zeigen auf mich: "Der da, ist das nicht der Böse?" :o(
Dieses Frühjahr soll also als Musical "The Sound of Music" aufgeführt werden. Skurrilerweise ein Stück, das in Österreich zur Zeit des Nationalsozialismus spielt. Daher war das Musical in Deutschland auch nie bekannt oder beliebt, aber im anglophonen Raum (und das schliesst witzigerweise die Ugander mit ein) kennt das Stück wirklich jeder. Nicht zuletzt wegen der sehr erfolgreichen Verfilmung 1965 mit Julie Andrews und Christopher Plummer. Da mir nichts davon bekannt ist, kaufe ich mir also am Vorabend der Vorsprechprobe die DVD und schaue mir den Schinken an. Grauenhafte Schnulze, denke ich mir erst. Aber es hat auch seine netten Momente und ist eigentlich echt süß. Tatsächlich bekomme ich dann auch die Rolle des Bösewichtes und darf die männliche Hauptrolle eifrig schikanieren. Aber keine Sorge - singen tue ich nicht - das tue ich weder mir noch anderen an!
Aus recht trockenen und mühsamen Proben mit und ohne Orchester...
... wird dann auf der Bühne mit Kostümen und Kulisse ein echt beeindruckendes Stück!
Und ich kann mit meinem neuen Haarschnitt in der Rolle des Bösewichtes brillieren :->
Gott sei dank ist das alles nicht so ernst, wie es aussieht, und hinter der Bühne des Nationaltheaters ist es für alle, die wie ich nur wenige Zeilen zu sagen haben, eher langweilig - aber bei acht Vorstellungen wird man dann irgendwann im Bereich zwischen albern und kindisch echt kreativ...
Aber zum Glück sieht das niemand, und die Zuschauer finden das Stück klasse, denn vier von den acht Vorstellungen sind komplett ausverkauft, und sogar die ugandische Tagespresse lobt das Stück.
Jetzt hoffe ich bloß, daß meine Haare schnell wieder nachwachsen, damit ich mich wieder inkognito durch Kampala bewegen kann. Denn fast die gesamte Expat-Community hat das Stück natürlich gesehen und wenn ich momentan z.B. durch die Schule gehe, tuscheln manche Kids hinter vorgehaltener Hand und zeigen auf mich: "Der da, ist das nicht der Böse?" :o(
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