Tuesday, 30 June 2009

In Soweto

Bei uns herrscht gerade Bead-o-Mania. Mirella hat eigentlich aufgehört zu schlafen. In letzter Zeit lebt sie losgelöst von allem, was nicht mit Beads zu tun hat. Tagsüber ist sie in der Stadt unterwegs und schaut sich Märkte an, holt sich Angebote von Shipping Agents ein oder bemüht sich um die Registrierung ihrer Firma, nachts sitzt sie am Computer, surft durch Angebote anderer Webseiten, verfasst Texte, sucht Fotos aus, chatted mit ihrer Schwester in Kroatien und entwirft Konzepte für ihre neue Firma "Bead by Bead".

Was ist denn eine Bead? Kannte ich vorher auch nicht: Es ist eigentlich eine Perle. Und hier werden die Beads aus Papier gemacht! Was bei Druckereien als Verschnitt und Papiermüll übrig bleibt, wird von einigen Frauen hier eingesammelt, in lange Streifen geschnitten, mit Fingerspitzengefühl zu kleinen Kügelchen gerollt, lackiert und auf einen Perlonfaden gezogen. Jede Perlenkette, jedes Halsband ist ein Unikat, denn es hängt nicht nur von der Kreativität und vom Talent der Frau ab, sondern vor allem auch von der Pappe, die vom Vortag gerade übrig geblieben ist: Wurde gerade viel blau und rot gedruckt, dann werden die Beads am nächsten Tag eben blau-rot.

Mirella hat eine Gruppe von Frauen zusammengetrommelt, die in Kampala hinter Namuwongo an den Eisenbahngleisen in einem Stadtteil wohnen, der bereits verheißungsvoll "Soweto" heißt. Dort haben sich die Frauen heute für ein Fotoshooting versammelt, damit Mirella Doku- und Promomaterial für den Verkaufsstart in Kroatien sammeln kann. Ich bin als Fotograf engagiert. Wir parken den Wagen, wo der Asphalt aufhört, denn ab hier geht es nur noch zu Fuß weiter.














Irgendwo im Straßengewirr dann schließlich ein Eingang in ein düsteres und stickiges Zimmer in dem eine der "wohlhabenderen" Frauen mit ihrer Familie wohnt. Wohn- und Schlafbereich sind durch einen Vorhang getrennt, es stehn drei muffige und durchgesessene Sofas herum, zwei Poster und ein Schrank schmücken die schmutzigen Wände. Ein Stromkabel hängt zwar aus der Wand heraus, aber ageschlossen ist es nicht - zu teuer. Später erfahren wir auch, dass die Frau uns erst gar nicht in ihrem Zimmer empfangen wollte, weil uns ihr Lebensstandard vielleicht zu hoch erscheinen könnte, und sie möglicherweise zugunsten noch ärmerer Frauen aus dem Business ausgeschlossen werden würde.
Nach und nach sammeln sich dort die Frauen, bis wir endlich wieder hinaus an die frische Luft können. Die Frauen setzen sich an die Gasse und schneiden, rollen, kleben und fädeln die Beads auf Ketten, während Mirella ihnen erzählt, welche Formen, Farben, Längen, usw. sich wahrscheinlich am Besten verkaufen lassen werden, daß stinkender Lack auf jeden Fall vermieden werden muß, daß ein Schnappverschluß besser ist als ein Drehverschluss, usw.

Schließlich, auf dem Rückweg, Mirella mit Jennifer, die für uns übersetzt und die auch die Frauen als "primus inter pares" koordiniert. Das Lachen ist echt, es hat sich gelohnt, wir haben einen Haufen schöner Motive im Kasten...
...aber die schönsten Bilder sind natürlich nicht für den Blog sondern sind reserviert für die neue Homepage von "Bead by Bead".
So: stay tuned ... there's more to come! :-)

Monday, 15 June 2009

"Papa, warum wird der Ball nicht härter?"

:-) :-) :-) :-) :-) :-) :-) :-) :-) :-) :-) :-) :-)

Saturday, 13 June 2009

Polizisten

Ja, Polizei gibt es hier viel. Khaki Uniformen und weiße Ärmelstutzen, sieht eigentlich gar nicht so schlecht aus. Es sind sogar recht viele Frauen als Polizisten unterwegs. Aber was diese Kameraden hier so fabrizieren...




Es gibt allerdings unterschiedliche Typen:

Oberlehrer:
Den haben wir gleich zu Anfang kennen gelernt. Das ist der Typ, der dich rauswinkt, wenn du beim Abbiegen nach rechts etwas nach links ausholst, weil dein Wagen einen großen Wendekreis hat. Der lässt dich an die Seite fahren und palavert dich erst mal mit freundlichen Floskeln voll, erkundigt sich nach deiner Familie, nach dem Wetter in Deutschland, der allgemeinen Gesamtsituation und deinem Wohlbefinden. Dann beginnt seine Aufklärungsrede: Daß du hier als Muzungu doch eigentlich wissen solltest, daß man hier in Uganda den Blinker benutzt, um nach links oder rechts abzubiegen und daß du nicht nach links fahren darfst, wenn du den Blinker nach rechts gesetzt hast. Während all der Zeit hörst du ihm brav zu, nickst zwischendurch aufmerksam und fühlst dich eigentlich so, als ob du dringend aufs Klo müsstest, aber nicht kannst: Ein irrer innerer Druck, etwas hinaus zu lassen, aber du kneifst alles zusammen, damit es drinnen bleibt.
Bei einer anderen Gelegenheit parke ich auf einem Parkplatz mit gut 200 Stellplätzen, von denen fast alle leer sind. Außer mir steht vielleicht noch ein halbes Dutzend Autos vereinzelt herum. Ich parke also gut gelaunt und schwungvoll, fummele mangels Zentralverriegelung die ganze Knöpfe und Hebelchen an allen 4 Türen herunter, schwinge mich dynamisch aus dem Wagen, trabe los in Richtung Einkaufszentrum und renne ihn dabei fast über den Haufen. Nach der üblichen, langatmigen Einführung macht er mich darauf aufmerksam, dass ich mit meinem Wagen auf zwei Parkplätzen stehe. Und tatsächlich: Mein Wagen steht mit 2 Rädern über einer der weißen Parkplatzmarkierungen. "Please, Sir, you must park your car between those two white lines..." klärt er mich auf.
Gerade erst heute hat sich einer wirklich ereifert: ich mache auf der Kampala Road, der Hauptstraße, einen U-Turn, fahre gut 200m weiter und biege links in eine Seitenstraße ein. Da kommt mir tatsächlich ein Polizist auf einem Boda-Boda (Motorrad-Taxi) hinterher und klärt mich auf, dass U-Turns grundsätzlich verboten sind. Ich weiß das natürlich inzwischen längst, bemühe mich aber trotzdem, sehr betroffen drein zu schauen. Ganz untypisch für einen Oberlehrer spricht er sogar von einer Geldstrafe, die er normalerweise verhängen müsste. Ich kontere aber ganz zart, daß ich von mindestens zwei Stellen in Kampala weiß, wo man einen U-Turn machen darf. Jaaaa, da hätte ich wohl recht, aber hier darf man das nicht. Ja woher weiß ich denn bitteschön, wo ich nun einen U-Turn machen darf und wo nicht, wenn hier auch nirgends Schilder stehen? Er klärt mich bereitwillig auf, daß er eigentlich nur von der Bombo Road und der Entebbe Road weiß, daß man dort an einer Stelle drehen darf. Ich bedanke mich für die freundliche und lehrreiche Aufklärung, die er mir zugute hat kommen lassen, zahle ihm die Fahrtkosten für das Boda-Boda und ziehe kein Stück weiser von dannen.

Blutsauger:
Diese Kollegen sind mehr als lästig. In deren Augen sind Verkehrsteilnehmer Geldbörsen auf zwei Beinen bzw. auf vier Rädern. Auf einer Dienstreise Upcountry mit Kollegen hatten wir tatsächlich drei Mal das zweifelhafte Vergnügen, von diesem Schlag Polizist angehalten zu werden. Beim ersten Mal haben wir uns noch alle brav geschämt, daß wir zu schnell durch die Ortschaft gefahren sind, und haben gezahlt. Beim zweiten Mal ging dem Zahlen von Schmiergeld dann schon eine längere Diskussion voraus und beim dritten Mal hatte mein Kollege Solomon tatsächlich die Schnauze voll und hat so lange mit dem Polizisten rumgestritten, bis er uns schließlich hat weiterfahren lassen. War aber auch tatsächlich ein haarsträubender Vorwurf. Er meinte, er hätte ca. 500m vor der Ortschaft unsere Geschwindigkeit gemessen und wir wären zu schnell gewesen: so etwa 70km/h. Wir dürften aber in der Ortschaft nur 50km/h fahren und hätten rechtzeitig vorher abbremsen müssen. Kein Kommentar.
Bei einer anderen Gelegenheit habe ich Adrian mit Mirella Abends um 22:00 ins Krankenhaus gefahren, weil er hohes Fieber hatte und Verdacht auf Malaria bestand. Tatsächlich habe ich etwas gewagt geparkt, um noch schnell Cash am Geldautomaten zu holen. Springt da doch tatsächlich eine Polizistin zu mir ins Auto auf den Beifahrersitz und fängt an mich anzuschreien, ich würde hier den ganzen Verkehr aufhalten, "I will arrest you! You take me to the next Police Station! There I will arrest you! " Ich versuche, sie zu beschwichtigen und biete ihr sogar an, mit ihr hinzufahren wo immer sie will, aber erst bringe ich meinen Sohn, der Fieber hat, ins Krankenhaus. Die hört mir gar nicht zu und versucht den Eindruck zu vermitteln, als würde sie auf meinem Beifahrersitz irgendetwas bedeutungsvolles protokollieren: "What's your name? What's your age? What's your gender? What's your tribe?" Ich glaube, ich bin ich im falschen Film... Zum Glück bietet sich in dem Moment ein Passant als Notall-Regisseur an: "Hello... what's happening? Oh? Hey you know... this Lady just needs some little money... you give her 50.000 or 20.000 Shilling and everything will be okay." Ich bin tatsächlich inzwischen reichlich verstört und fummele hektisch aus meiner Geldbörse 20.000 Shilling heraus und lasse sie ihr unter der Hand zukommen. Plötzlich steht sie wieder freundlich und pflichtbewußt am Straßenrand und stoppt den fließenden Verkehr, damit ich zurück auf die Straße fahren kann. Ich nehme an, das war so eine Art Geldautomaten-Abhebungs-Provsion ;-)

Planlose:
Das sind diejenigen, die fast unsichtbar neben einer Straßenkreuzng unter einem Baum im Schatten stehen, palavern, und dem Verkehrsgeschehen um ihnen herum demonstrativ den Rücken kehren. Dort staut sich der Verkehr in alle Richtungen, mehrere Fahrzeuge haben sich auf der Kreuzung durch chaotische Abbiegemanöver ineinander verkeilt. Boda-Boda Fahrer klopfen auf die Kühlerhauben von Autos, damit die endlich weiterfahren, und Fußgänger quetschen sich mit angehaltenem Atem zwischen den stehenden Wagen durch, bevor hier wieder etwas vorwärts geht. Die planlosen Polizisten denken: "Geht mich nix an, hab jetzt keinen Bock, mich da in die Sonne zu stellen und mich mit den ganzen Armleuchtern dort abzugeben. Wenn ich nur lang genug hier stehen bleibe und mit meinem Kollegen quatsche, der genauso wenig Lust hat, seinen Job zu tun, wie ich, dann wird sich das Problem schon irgendwie von alleine lösen." Überraschender Weise tut es das sogar auch häufig genug.
Ein ähnliches Verhalten zeigt diese Spezies auch manchmal mitten auf der Kreuzung. Die stehen dann dort, um eigentlich den Verkehr zu regeln, aber irgendwie haben sie scheinbar eine schlechte Nacht hinter sich oder einen schlechten Morgen (wahrscheinlich eher ein paar schlechte Jahre) und haben scheinbar vergessen, daß auf dieser Kreuzung vier Straßen zusammentreffen. Dass sich hinter ihrem Rücken bereits eine kilometerlange Schlange gebildet hat, interessiert sie kein bisschen. Der Verkehr fließt von links nach rechts und von rechts nach links und ihr Blick ist verklärt gen Himmel oder auf die eigenen Schuhspitzen gerichtet. Hach, so einen habe ich letzte Woche auf meinem Weg zur Arbeit platziert bekommen: Statt früher 20 Minuten brauche ich jetzt gute 30 Minuten :-(

Aber aufgepasst! Ein Planloser kann sich jederzeit in einen langatmigen Oberlehrer verwandeln oder - viel schlimmer noch - in einen Blutsauger. Diese schlappe Haltung darf also nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Außerdem gibt es auch noch die rare Mischung Oberlehrer + Blutsauger. Das ist natürlich besonders hart: wenn man die ermüdende und qualvolle Belehrung stoisch über sich ergehen lassen hat und dann anschließend doch noch beinhart zur Kasse gebeten wird. Sehr schmerzhaft.

Also? Was macht man am Besten? Ja, natürlich vorsichtig fahren, usw., usw., und sich an die Verkehrsregeln halten... Welche Regeln?
Nein - viel besser ist: Besondere Vorsicht walten lassen zu Zeiten, in denen das Geld bekanntermaßen knapp ist, z.B. zu Weihnachten und zu Ostern, oder wenn die Schulzeit wieder anfängt und alle die Schulgebühren für ihre Kids bezahlen müssen. Könnte man zwar als indirekte Beihilfe zum Erreichen des Millenium Developmen Goals Nr. 1 bezeichen, da gibt es aber sicher bessere Möglichkeiten ;-)
Außerdem: Schaue nie einem Polizisten in die Augen. Dann kannst du immer sagen, du hast ihn oder sein Handzeichen oder seine Verwarnung nicht gesehen. Bist halt unschuldig und nichts wissend einfach weitergefahren. Deshalb immer Sonnenbrille im Auto anhaben! Das hilft und schützt vor denen, die den Blickkontakt mit dir suchen, um dich rauszuwinken und zu belehren oder abzukassieren. Hab ich das hier geschrieben? Neee, unmöglich, den Artikel muss mir jemand in den Blog reingeschummelt haben... :->

Living 80's

When expats, development workers, long-term consultants, trainees, etc. leave Uganda to go back to Europe, or when they move on to work in another African oder Asian country, they usually do a big farewell party.

One of those took place yesterday and it was a horrible motto party:

"Dress up like in the 80s"

It was shocking!

Tuesday, 2 June 2009

Natürlich Taekwondo!

Afrika... der Dschungel... die Savanne... die Tiere... Trommelmusik... exotische Speisen... die Mystik weiser Medizinmänner... bewundernswertes Kunsthandwerk...

Was liegt da näher, als endlich mit einem Familiensport anzufangen? Und natürlich kommt dafür nichts anderes als Taekwondo in Frage , oder?







Wie um alles in der Welt...?
Naja, ganz einfach: in Leona's Klasse gibt es einen David. Der war auch schon bei ihrem Geburtstag eingeladen. Als er dann von seiner polnischen Mama gebracht und von seinem nigerianischen Papa abgeholt wurde, haben wir herausgefunden, dass er gerade mal 200m von uns entfernt wohnt und regelmässig von einem Taekwondo Trainer in seinem Garten so richtig durchgewalkt wird. Ob Leona oder wir nicht Lust hätten, da mal mit zu machen?
Taekwondo?
Ja, warum eigentlich nicht...
Und tatsächlich ist der Trainer echt nett und wirklich kompetent. Aufwärmen, dehnen und dann geht es auch schon ran mit den ersten Kick-Übungen. Ich bin ein wenig spät und kann nur noch zuschauen, aber die beiden Mädels hauen richtig rein, bzw. drauf! Adrian hat allerdings die Lego-StarWars Flotte von David im Wohnzimmer entdeckt und vergisst deshalb nicht nur Taekwondo komplett, sondern auch noch, auf Toilette zu gehen - aber das ist eine andere Geschichte ;-)