Tuesday, 16 December 2008

Bei Franz...

Kaum ist man in Afrika, schon trifft man alte Bekannte - meint man zumindest. Hier gibt es eine Margret, nur ist sie nicht weiß und blond, sondern dunkel und schwarzhaarig. Hier gibt es die Katze aus unserer Nachbarschaft in Pasing, nur heißt sie nicht Lilly, sondern Willy Wonker. Hier gibt es einen Franz, nur hat der keinen Biergarten, sondern ein Haus. Und sogar ein schönes mit großem Garten.


Und nicht nur schön, sondern billig ist es auch noch. So billig sogar, dass es in das enge DED Budget hineinpasst! Da fackeln wir nicht lange, sondern bringen die gemütliche DED Verwaltung vor Ort etwas durcheinander und geben das Haus, das für uns reserviert war, an jemand anderen ab und mieten statt dessen das Haus von Franz, denn der geht im Dezember zurück nach Deutschland. Es muss nun noch renoviert werden und dann können wir dort im Februar einziehen :-)

Wir sind zum Kennenlernen auch gleich am Nachmittag und Abend eingeladen und testen den Kinderfuhrpark und Franz "pflückt" im Garten Avokados:




Als es Abend wird, zündet Franz ein Lagerfeuer an, schmeißt den Grill an und die Kids sind schon so unterwegs, als ob sie hier zu Hause wären:




Ca. 22:00, Adrian schnarcht neben Willy Wonker und Franz' Sohn.


Danach geht es mit einem "Special Hire" nach Hause, denn wir haben ja noch kein eigenes Gefährt. "Special Hire"?

Kleines 1x1 des öffentlichen Personennahverkehrs in Kampala:
Special Hire = Person mit einem eigenen Auto, die auf Anfrage Passagiere für Geld befördert. Klingt wie ein Taxi? Yep, aber ein "Taxi" bedeutet hier "Matatu", d.h. ein Kleinbus, der auf bestimmten Strecken verkehrt und 12-20 (oder mehr?) Personen befördert. Und dann gibt es noch die Boda-Bodas, das sind Motorräder oder Fahrräder, die einen für Kleingeld auf dem Gepäckträger mitnehmen.

Saturday, 6 December 2008

Angekommen!

Wir landen in Entebbe bei Kampala und steigen die offene Gangway herunter.
Eine Schwüle Hitze und der Geruch von Afrika wehen uns entgehen.
Über die Flugpiste geht es zu Fuß in das in den Flughafengebäude. Nach einigen rasch ausgefüllten Formularen marschieren wir auch schon durch die Paßkontrolle und finden unsere ersten Gepäckstücke auf dem Gepäckband. Unglaublich! Es sind tatsächlich alle 12 Teile angekommen, nur eine Tasche ist am Boden etwas aufgerissen. Zum Glück haben wir jetzt eine Person mehr, die unsere Gepäckwagen schieben kann und so kommen wir schon nach kurzer Zeit zu einem schicken, weißen Pick-up Truck, wie man ihn sich eben so in Afrika vorstellt. Wir fahren ca. 1h in die Stadt hinein. Beim Aussteigen sind die Müdigkeit und der Streß der letzten Tage vergessen und wir schauen auf das DED Gästehaus, indem wir die nächsten Tage verweilen werden:


Direkt daneben befindet sich das DED Landesbüro, in dem der Landesdirekter, die lokalen Verwaltungskräfte und einige Landeskoordinatoren ihren Arbeitsplatz haben.


Schon bald holen uns aber Müdigkeit und Erschöpfung ein...


Gegen 18:30 wird es dann rasch dunkel und wir krabbeln in unsere mit Moskitonetzen bewehrten Betten und holen erst einmal eine gute Mütze Schlaf nach.


Nach so viel Vorbereitung waren die Erwartungen, an das, was erlebt werden soll, natürlich hoch. Der freundliche Empfang hilft uns sehr, aber die etwas karge und sehr einfache Unterbringung sind zunächst einmal natürlich ernüchternd. Die beste Abhilfe ist eine gute Mütze Schlaf und am nächsten Morgen sieht die Welt schon wieder viel freundlicher aus.
Und tatsächlich -nur einen Tag später treffen wir prompt auf einen alten Bekannten! Eine Kollegin von mir nimmt uns mit zum Haus der stellv. dt. Botschafterin, die einen prominenten Gast am 6.12. geladen hat. Etwas surreal ist es natürlich schon, "Leise rieselt der Schnee" und "Oh Tannenbaum" bei ca. 30°C unter einer Palme zu singen, aber die Kids stören sich nicht daran und warum sollten wir es dann tun ;-)

Einen Haufen netter neuer Leute haben wir in den wenigen Tagen, die wir nun schon hier sind, kennen gelernt, manche deutsch, manche österreichisch, manche ugandisch und manche ruandeisch, viele gemischt verheiratet, viele mit Kindern, und das bunte Bild gefällt uns prima.

Thursday, 4 December 2008

„Zuhauselos“…oder doch nicht?

Da ist er also, mein erster Blog-Beitrag.
01.50 Uhr im Flug von Frankfurt nach Addis Abeba. Nach mehreren 4-Stunde-Nächten müsste ich eigentlich schlafen, der Schlaf kommt aber nicht. Aufgeregt? Nicht wirklich. Glücklich? Hm, kann man nicht sagen. Wir erreichen gerade Afrika. Noch knapp 4 Stunden nach Addis, dann weitere 2 nach Kampala. Das neue Zuhause. Das „alte“, das fehlt mir. Nach wochenlanger „gemütlicher“ Vorbereitung hatten wir zwei intensive, anstrengende, erlebnisreiche Wochen. Zurück aus Bonn und Zagreb, haben wir in dieser Zeit ca. 300 kg „Zuhause“ in blaue Tonnen verpackt, ca. 500 kg „Zuhause“ eingelagert, ca. 300 kg weggeschmissen und ca. 250 kg „Zuhause“ mitgenommen. Ganz nebenbei haben wir einen Geburtstag gefeiert, eine OP überstanden, Abschied von der Schule, Kindergarten, Freunden, Arbeitskollegen und Nachbarn genommen. Jetzt bin ich müde und ein wenig verloren. Ein wenig heimatlos oder genauer gesagt „Zuhauselos“. Es war schwer sich zu trennen, viel schwerer als ich dachte. Gleichzeitig hatten wir schon lange nicht mehr so viele intensive Gespräche, so eine innige Zeit mit lieben Menschen. Wir haben wunderbare Freunde und tolle Nachbarn. Vielen Dank für Eure Unterstützung und Eure Hilfe!
In Kampala erwartet uns ein neues, unbekanntes, noch aufzubauendes Zuhause. Noch ist es unreal, noch haben wir den Boden unter den Füßen nicht gespürt und die Luft nicht eingeatmet. Schaffen wir das? Das schaffen wir!
Und wenn ich mich nach links umdrehe und nach hinten schaue und dort meine 3 schnarchende Schätze sehe, weiß ich dass ich das wichtigste Stück Zuhause schon dabei habe!
Drückt die Daumen! Bis zum nächsten mal…Mirella

Ein Elefantenumzug

... 15:23 - Aufatmen. Wir sitzen im Zug nach Frankfurt FLughafen, um von dort über Addis Abbeba (Äthiopien) nach Entebbe (Flughafen von Kampala/Uganda) zu fliegen. Es schleicht sich ein Hauch Entspannung ein.


Aber das täuscht, als wir uns Frankfurt Flughafen nähern und uns überlegen müssen "wie kriegen wir die 12 Koffer, 4 Stück Handgepäck und 2 Kinder vom Bahnsteig zum Check-in?
Und tatsächlich brauchen wir stattliche 3 Stunden, um den Weg zurückzulegen. Wir packen 4 Gepäckwagen voll und schieben sie abwechselnd in 100m Etappen durch die Gänge und die Aufzüge hinauf und hinunter. Die Hilfe der Kinder ist natürlich gut gemeint, macht unserem Elefantenkonvoi aber nicht unbedingt Freunde im hektischen Flughafenbetrieb.
Schließlich sind wir am Check-in und wiegen mal spaßeshalber vorab unser Reisegepäck: 268 kg! Bei 45kg Freigepäck pro Nase sind das immer noch stattliche 88kg Übergepäck. Das Kilo Übergepäck kostet bei Ethiopian Airlines zwar nur 11 €, aber das wären immer noch knapp 1000 € ... AUTSCH.


Es läuft dann aber doch wieder anders ab... als wir mit unseren zwei süßen Blonden Zwergen vorfahren, fliegen uns die afrikanischen Herzen zu, und die Differenz von 180kg Freigepäck zu 268kg tatsäcliches Gewicht beträgt nach afrikanischer Arithmetik nur noch 35kg und das ist noch zu verschmerzen.


Wir heben dann erst gegen 23:00 ab und den Kids und mir fallen gleich nach dem Abendsnack an Bord die Augen zu. Am nächsten Morgen werden wir vom afrikanischen Himmel mit einem einmaligen und traumhaften Sonnenaufgang begrüßt ...

... den wir (fast) alle etwas müde aber begeistert bewundern und nun gespannt sind auf das, was uns in wenigen Stunden auf ugandischem Boden erwarten wird.

Wednesday, 3 December 2008

Packmarathon bis zur letzen Minute

"Tja, dann fangen wir mal an, oder?" - das war unsere zarte Aussage, als ich aus Bad Honnef zurückahm und Mirella mit den Kindern aus Zagreb. "Du fängst mal oben mit den Klamotten an und ich räume schon mal den Keller aus." Das sah an anfangs auch noch alles ganz nett aus.


Schon bad hatte sich aber scho so viel Zeug angesammelt, dass es "etwas unübersichtlich" wurde.


In regelmäßigen Abständen war dann wieder ein gutes halbes dutzend Mülltüten voll und eine Fahrt zum Wertstoffhof war fällig. Insgesamt waren es locker 5-6 Wagenladungen mit umgeklappter Rückbank und vollgestopft mit "Hausrat" der wegmusste... und ich befürchte, wir werden ihn nie missen ;-)


Die Kinder boten sich bereitwillig an, auf Ihre Sitzplätze zu verzichten und wollten statt dessen lieber bei der Luftfracht mitreisen - ist doch auch viel spannender.


Nach etwas Überzeugungsarbeit konnten wir die berühmten blauen DED-Tonnen und 2 Alukisten dann aber doch für ihren eigentlichen Zweck nutzen und hatten sie am 2.12. auch fix und fertig abholbereit für die Spedition, die sie per Luftfracht nach Kampala bringen würde. Sattliche 311 kg für 1.200 €.



Während dessen sammelten sich im Wohnzimmer immer mehr "Sachen die unbedingt mit müssen". Erst eins, dann zwei dann drei dann vier... dann standen 12 Koffer vor der Tür! Dazu kamen noch 4 Stück Handgepäck. Hilfe!
Apropos Hilfe: die größte Hilfe war wahrscheinlich meine Mutter, die während dieser heißen Phase sogar bei uns übernachtet hat um sich um die Kinder zu kümmern, so dass das alles für sie ein Erlebnis und kein Ärgernis war.


Dann platzt (am Abreisetag!) natürlich noch eine der großen Reisetaschen und wir müssen in die Reservekoffer umpacken. Die natürliche Grenze beim Reisegepäck ist die Anzahl der zur Verfügung stehenden Taschen und Koffer. Nachdem die nun eigentlich schon alle mehr als voll waren sind wir also 2h vor Abfahrt zum Flughafen noch mit 2 Zafiras im Tiefflug zum Lagerraum gesaust, um alles andere "was wir eigentlich auch dringen brauchen aber nun doch nicht mehr mitnehmen können" einzulagern. Danach war nun auch der Keller gerammelt voll.



Etwa gegen 13:00 lade ich also die Kisten im Laufschritt aus dem Kofferraum in den Lagerraum während Mirella schon mal nach Hause fährt, um die Koffer zu zu machen. Das war etwa um 13:00. Um 13:30 rufe ich auf dem Rückweg unseren Nachbarn (danke Stefan!!!) an, der mich noch mal schnell zum Gebrauchtwarenhändler fährt, denn - ach ja! - wir müssen ja noch unser Auto verkaufen! Ich komme um 14:15 wieder zu Hause an und die Koffer wandern schon in das Taxi, bei dem die beiden Rückbänke ausgebaut wurden. Und tatsächlich schaffen wir es noch pünktlich in den Zug um 15:23, der uns nach FFM/Flughafen bringen wird...