Ich fliege nach Ouagadougou, zur 4th African Microfinance Conference. Wir machen daraus einen richtigen Familienevent, alle kommen mit, sogar Fred unser Guard will mitkommen, den er war noch nie am Flughafen. Reisepass, Ticket, Geld, Handy, alles ist gepackt, auch die 60kg Publikationen, die ich dort im Auftrag der GTZ verteilen werde. Um 18:00 soll mein Flieger gehen, wir fahren um 16:15 am Abflugterminal vor, laden gemütlich aus und ratschen noch mit einem Cousin von Fred, den wir dort zufällig treffen. Schließlich rolle ich meinen Gepäckwagen gemütlich ins Gebäude, das mir irgendwie verdächtig leer erscheint. Ich lasse mein Gepäck screenen, dann stehe ich vor meinem Check-in Schalter… leer und verlassen. Hä? Jemand ruft mir im Vorbeigehen zu: „The counter is closed!“ – Danke, das sehe ich. Mirella ruft mir von hinten zu „Auf der Anzeigetafel steht 17:15 Abflugzeit!“ Ooops, es ist jetzt schon 16:30, ich gehe mitsamt Gepäck wieder rückwärts durch die Security und schnaufe die Treppe hoch zum Office von Ethiopian Airlines, meiner Fluglinie.
Dort ist das Büro natürlich mit Leuten vollgestopft. Drei Angestellte sitzen an zwei Computern, ein knappes Dutzend Leute stehen herum, reden, telefonieren, gucken Löcher in die Luft. Keine Ahnung, wer hier auf wen wartet, ich spreche den ersten Angestellten an: „I’m sorry, it seems my flight has been rescheduled to fly earlier, so I have to rush to check in…“ und ich halte ihm mein Ticket unter die Nase. Der schüttelt nur stumm den Kopf und zeigt nur auf den anderen Kollegen. Dorthin muss ich mir schon etwas den Weg freikämpfen. Er steht er mit dem Rücken zu mir und ist im Gespräch mit einer fülligen schwarzen Dame, die langsam aber beständig und ohne Unterbrechung auf ihn einredet. Ich zwinge mich zur Geduld und zur Höflichkeit und versuche eine Pause abzupassen, in der ich mein Anliegen vorbringen kann. Kein Chance. Schließlich platze ich einfach direkt mit meinem Sprüchlein heraus: „I’m sorry Sir, it seems my flight has been rescheduled to depart earlier, so I have to rush to check in…“. Keine Reaktion. Die beiden reden einfach weiter. “Excuse me Sir, this is really urgent. It is not my fault, my ticket…“, usw. usw. ich erkläre die ganze Situation, “… so I have to check in now before the flight leaves!” Es ist inzwischen schon 16:45! Ohne sich umzudrehen, sagt er einfach nur “The flight is closed.“ – „Yes, I know, that’s why I came here, so you can help me to catch it!“ – „Sorry, you’re not going on that flight, I will put you on the next flight.“ – „No, impossible! I must attend a conference!” In der Zwischenzeit hat die füllige Dame die unerwünschte Unterbrechung genutzt und hat angefangen mit jemandem zu telefonieren. Triumphierend hält sie dem Airlines-Representative das Telefon vor die Nase: „He wants to talk to you.“ Erfreut über die Ablenkung von diesem nervigen Weißen greift er nach dem Telefon „Yes… yes… sure… yes… I see… okay… yes Sir, I will book this flight for her, ok.” Die füllig Dame scheint noch etwas zu wachsen, noch etwas mehr Raum einzunehmen, sie platzt schier vor Selbstzufriedenheit: Endlich hat sie den Bruder des Onkels ihres Cousins erreicht, der wahrscheinlich bei Ethiopian irgendwo im Headoffice arbeitet, und der diesem Futzi vor ihr jetzt endlich klar gemacht hat, dass er diesen Flug von ihr ohne lange rumzureden einfach umbuchen soll. Schicksalsergeben gibt er ihr das Telefon zurück und fängt an, an seinem Computer rumzutippen. Da wage ich wieder einen Vorstoß von hinten: „Excuse me, Sir, I am really in a rush…“ usw. Jetzt hört er sich tatsächlich etwas genervt an und sagt: „You go to the manager at the gate.“ – „But I cannot go to the gate! I do not have a boarding pass! Because I am not checked in! You must come with me to accompany me there, otherwise they will never let me pass!” Ohne auch nur ansatzweise erkennen zu lassen, dass er mich gehört hat, macht er an seinem Computer weiter. Ich wiederhole mit zunehmend drängender Stimme meine Nachricht, bis er seine Vorzugskundin schließlich doch entschuldigend anschaut, sichtlich genervt aufsteht und an mir vorbei Richtung Ausgang geht. Ich höre praktisch, wie er denkt „Mein Gott, ist das wieder ein nerviger Muzungu; und so ungeduldig und unhöflich!“ Ich versuche ihn auf dem Weg zum Check-in von meiner Sache zu überzeugen, aber er wirft beim Gehen nur einen oberflächlichen Blick auf mein Ticket. Interessiert ihn gar nicht wirklich.
Dann beim Security Check muss ich mein Gepäck wieder screenen lassen, er marschiert einfach weiter, als hätte er nichts mit mir zu tun. Der Mann am Röntgengerät hält mich auf: „Mister, sorry, your flight is closed! Where are going with your luggage?“ – „But I am going with that person…!”, und zeige auf den Airlines-Representative der schon durch die Security durch ist und gerade dabei ist, hinter der Ecke zu verschwinden, „… he will take me to the gate and help me to get on the flight!“ – „But Sir, I am sorry, but I cannot let you go through with all that luggage to the gate, you must check in first!“ Innerlich schreie ich auf, äußerlich werfe ich einfach nur die Koffer aufeinander, lasse sie neben dem Röntgengerät liegen und stürme am leeren Check-in Schalter vorbei weiter in Richtung Gate. Der Airlines-Representative, der mir „helfen will“ ist inzwischen schon irgendwohin weg. Bei der Paßkontrolle werde ich noch mal aufgehalten, aber nicht etwa, weil ich ohne Boardingpass zum Gate will, sondern weil ich noch ein Ausreiseformular ausfüllen muss. Mir egal, ich kritzele meinen Namen und eine ausgedachte Passnummer aufs Papier und stürme weiter zum Gate. Dort fragt mich die Dame „Boarding Pass, please?“ Noch einmal nehme ich allen meinen Charme zusammen und erzähle die ganze verzweifelte Geschichte der letzten halben Stunde. Es ist inzwischen 17:00 aber im Gate stehen noch ein Haufen Leute, es ist also noch nicht zu spät. Geduldig hört sie mir zu, scheint aber in keinster Art und Weise die Dringlichkeit der Lage erkannt zu haben, denn ganz gemächlich ruft sie einen Kollegen herbei, der gemütlich herangeschlendert kommt. Auf Luganda palavert sie mit ihm etwas, das ich nicht verstehe, aber es kann unmöglich nur meine Story sein, dafür dauert das viel zu lange! Wahrscheinlich erzählt sie ihm noch was es alles Neues bei ihr in der Familie gibt, oder was weiß ich… Schließlich schlurft der endlich ins Gate hinein, um meine Story dort auszurichten. Ich zucke wie ein nervöses Eichhörnchen vor der Glasscheibe hin und her, und versuche einen Blick ins Innere zu erhaschen. Wer ist dort der Manager, wer ist verantwortlich, mit dem ich vernünftig reden kann. Und wo ist der Typ, mit dem ich oben im Office gesprochen hatte und der mit mir runtergekommen ist? Drinnen sehe ich aber nur eine Gruppe Leute in Airlines Uniform, die sich unterhalten. Hoffentlich über meinen Fall, aber ich verliere so langsam das Vertrauen. Schließlich kommt ihr Kollege wieder heraus geschlurft und palavert wieder mit ihr. Ohne auch nur ein klein wenig Anteilnahme an meinem Leid zu demonstrieren, meint sie nur „Sorry Sir, but my colleague says you should go to the airlines office upstairs to clarify this.“ – „No, no, no! I just came from there and they sent me here to talk to the manager!!!” – „But Sir, the manager is not here, he is upstairs.” Wie bitte?? Ich beiße mich jetzt an ihr fest; zwischen mir und meinem Flug steht nur noch sie und eine dünne Glastür, das wäre doch wohl gelacht…! Aber alles reden, auch noch so nett, freundlich höflich und mitleiderregend hilft nichts. Frustriert und wütend mache ich mich auf den Rückzug, hoch ins Office.
Wen treffe ich dort? Den Typen, der mit dem ich anfangs im Office gesprochen hatte und er mit mir runtergekommen ist! Ist denn das die Möglichkeit? Ich schaue jetzt auf sein Badge: Da steht „Manager“! Der Hund hat mich vorhin zum Manager am Gate geschickt, wohl wissend, dass ich ohne Boardingpass eigentlich gar nicht zum Gate hinkomme und außerdem würde ich dort keinen Manager finden! Und dann ist mit mir runtergegangen, ist mit seinem Badge einfach durch alle Securtity Checks durchgegangen und ist durch eine Seitentür einfach wieder nach oben marschiert! Der hatte nie die Absicht, mir zu helfen, der ist nur mit mir mitgelatscht, weil ich ihn so unglaublich penetrant bedrängt habe. Er wollte mich einfach nur weg haben… und weil ich mich nicht habe verscheuchen lassen, hat er mich einfach hinausbegleitet, aber nur, um mich bei der ersten Gelegenheit abzuschütteln und dann unverrichteter Dinge wieder zurück ins Office zu kommen. Meine Anliegen war ihm völlig schnurzegal, meine Anwesenheit aber unerträglich, deshalb wollte er mich einfach nur weghaben. Ich verachte ihn. Zu allem Überfluss muss ich mich noch demütigen und ihn darum bitten, mich auf den nächsten Flug umzubuchen, weil ich diesen ja nun verpasst habe. Ohne ihm dabei ins Gesicht zu springen und die Augen auszukratzen. Als ob nichts gewesen wäre, bearbeitet er meine Umbuchung in Seelenruhe und verabschiedet mich mit einem neuen Ticket, mit dem ich nun zwei Tage später fliegen kann. Ich hasse ihn.
Ich muss noch meine Koffer abholen, die stehen noch unten bei der Security; der Mann dort lächelt mich an, nein, eigentlich grinst er hämisch, das sehe ich genau. Oben im heruntergekommenen Panoramarestaurant begegne ich einer Schulklasse Halbwüchsiger, die gerade den Flughafen besuchen und alle am Fenster stehen und die Flugzeuge angaffen, als wären sie das achte Weltwunder. Sie kommen vom Dorf und man sieht ihren Schuluniformen an, dass sie ärmlicher Herkunft sind. Aber mein Gott stinken die! Wochenlang hat keiner von den über 100 Schülern geduscht, weder die Jungen noch die Mädels, ich kriege kaum Luft unter ihnen. Und dann bekommt jeder wohl zur Feier des Tages eine Cola spendiert. Sie setzen die Flasche an und schwingen den Kopf nach hinten, so als ob sie eine Flasche Wasser trinken würden und natürlich fängt die Cola wie wild an zu sprudeln und mindestens jeder zweite saut sich und den Boden mit Cola-Schaum ein. Einfach ekelig diese Menschen hier!
Oops, etwas heftig, meine Gedanken… jetzt erst mal abkühlen. Es ist nur ein Flug, und nur eine Konferenz, es ist nicht wirklich dramatisch. Und für hiesige Verhältnisse war ich für die Leute wirklich „a pain in the ass“. Und jetzt weiß ich auch, wie Rassismus zustande kommen kann. In einer Situation, in einem Moment verspürt man so unendlich viel Hass auf eine Person, dass man sie in dem Moment entweder schier umbringen müsste, um sich Luft zu verschaffen, oder man muss all seine Wut umverteilen. Aufteilen auf viele, viele Menschen, dann ist das nicht so schlimm. Dann hasst man alle nur ein bisschen. Ein klein wenig Verachtung für viele ist leichter herumzutragen, als viel für eine einzige Person. Und dafür nimmt man dann einfach einen Haufen möglichst ähnlicher Personen her, das ist das einfachste. Aber eben auch das Unfairste.
Tuesday, 7 July 2009
Tuesday, 30 June 2009
In Soweto
Bei uns herrscht gerade Bead-o-Mania. Mirella hat eigentlich aufgehört zu schlafen. In letzter Zeit lebt sie losgelöst von allem, was nicht mit Beads zu tun hat. Tagsüber ist sie in der Stadt unterwegs und schaut sich Märkte an, holt sich Angebote von Shipping Agents ein oder bemüht sich um die Registrierung ihrer Firma, nachts sitzt sie am Computer, surft durch Angebote anderer Webseiten, verfasst Texte, sucht Fotos aus, chatted mit ihrer Schwester in Kroatien und entwirft Konzepte für ihre neue Firma "Bead by Bead".
Was ist denn eine Bead? Kannte ich vorher auch nicht: Es ist eigentlich eine Perle. Und hier werden die Beads aus Papier gemacht! Was bei Druckereien als Verschnitt und Papiermüll übrig bleibt, wird von einigen Frauen hier eingesammelt, in lange Streifen geschnitten, mit Fingerspitzengefühl zu kleinen Kügelchen gerollt, lackiert und auf einen Perlonfaden gezogen. Jede Perlenkette, jedes Halsband ist ein Unikat, denn es hängt nicht nur von der Kreativität und vom Talent der Frau ab, sondern vor allem auch von der Pappe, die vom Vortag gerade übrig geblieben ist: Wurde gerade viel blau und rot gedruckt, dann werden die Beads am nächsten Tag eben blau-rot.
Mirella hat eine Gruppe von Frauen zusammengetrommelt, die in Kampala hinter Namuwongo an den Eisenbahngleisen in einem Stadtteil wohnen, der bereits verheißungsvoll "Soweto" heißt. Dort haben sich die Frauen heute für ein Fotoshooting versammelt, damit Mirella Doku- und Promomaterial für den Verkaufsstart in Kroatien sammeln kann. Ich bin als Fotograf engagiert. Wir parken den Wagen, wo der Asphalt aufhört, denn ab hier geht es nur noch zu Fuß weiter.












Irgendwo im Straßengewirr dann schließlich ein Eingang in ein düsteres und stickiges Zimmer in dem eine der "wohlhabenderen" Frauen mit ihrer Familie wohnt. Wohn- und Schlafbereich sind durch einen Vorhang getrennt, es stehn drei muffige und durchgesessene Sofas herum, zwei Poster und ein Schrank schmücken die schmutzigen Wände. Ein Stromkabel hängt zwar aus der Wand heraus, aber ageschlossen ist es nicht - zu teuer. Später erfahren wir auch, dass die Frau uns erst gar nicht in ihrem Zimmer empfangen wollte, weil uns ihr Lebensstandard vielleicht zu hoch erscheinen könnte, und sie möglicherweise zugunsten noch ärmerer Frauen aus dem Business ausgeschlossen werden würde.

Was ist denn eine Bead? Kannte ich vorher auch nicht: Es ist eigentlich eine Perle. Und hier werden die Beads aus Papier gemacht! Was bei Druckereien als Verschnitt und Papiermüll übrig bleibt, wird von einigen Frauen hier eingesammelt, in lange Streifen geschnitten, mit Fingerspitzengefühl zu kleinen Kügelchen gerollt, lackiert und auf einen Perlonfaden gezogen. Jede Perlenkette, jedes Halsband ist ein Unikat, denn es hängt nicht nur von der Kreativität und vom Talent der Frau ab, sondern vor allem auch von der Pappe, die vom Vortag gerade übrig geblieben ist: Wurde gerade viel blau und rot gedruckt, dann werden die Beads am nächsten Tag eben blau-rot.
Mirella hat eine Gruppe von Frauen zusammengetrommelt, die in Kampala hinter Namuwongo an den Eisenbahngleisen in einem Stadtteil wohnen, der bereits verheißungsvoll "Soweto" heißt. Dort haben sich die Frauen heute für ein Fotoshooting versammelt, damit Mirella Doku- und Promomaterial für den Verkaufsstart in Kroatien sammeln kann. Ich bin als Fotograf engagiert. Wir parken den Wagen, wo der Asphalt aufhört, denn ab hier geht es nur noch zu Fuß weiter.












Irgendwo im Straßengewirr dann schließlich ein Eingang in ein düsteres und stickiges Zimmer in dem eine der "wohlhabenderen" Frauen mit ihrer Familie wohnt. Wohn- und Schlafbereich sind durch einen Vorhang getrennt, es stehn drei muffige und durchgesessene Sofas herum, zwei Poster und ein Schrank schmücken die schmutzigen Wände. Ein Stromkabel hängt zwar aus der Wand heraus, aber ageschlossen ist es nicht - zu teuer. Später erfahren wir auch, dass die Frau uns erst gar nicht in ihrem Zimmer empfangen wollte, weil uns ihr Lebensstandard vielleicht zu hoch erscheinen könnte, und sie möglicherweise zugunsten noch ärmerer Frauen aus dem Business ausgeschlossen werden würde.

Nach und nach sammeln sich dort die Frauen, bis wir endlich wieder hinaus an die frische Luft können. Die Frauen setzen sich an die Gasse und schneiden, rollen, kleben und fädeln die Beads auf Ketten, während Mirella ihnen erzählt, welche Formen, Farben, Längen, usw. sich wahrscheinlich am Besten verkaufen lassen werden, daß stinkender Lack auf jeden Fall vermieden werden muß, daß ein Schnappverschluß besser ist als ein Drehverschluss, usw.

Schließlich, auf dem Rückweg, Mirella mit Jennifer, die für uns übersetzt und die auch die Frauen als "primus inter pares" koordiniert. Das Lachen ist echt, es hat sich gelohnt, wir haben einen Haufen schöner Motive im Kasten...
...aber die schönsten Bilder sind natürlich nicht für den Blog sondern sind reserviert für die neue Homepage von "Bead by Bead".
So: stay tuned ... there's more to come! :-)
Monday, 15 June 2009
Saturday, 13 June 2009
Polizisten
Ja, Polizei gibt es hier viel. Khaki Uniformen und weiße Ärmelstutzen, sieht eigentlich gar nicht so schlecht aus. Es sind sogar recht viele Frauen als Polizisten unterwegs. Aber was diese Kameraden hier so fabrizieren...


Aber aufgepasst! Ein Planloser kann sich jederzeit in einen langatmigen Oberlehrer verwandeln oder - viel schlimmer noch - in einen Blutsauger. Diese schlappe Haltung darf also nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Außerdem gibt es auch noch die rare Mischung Oberlehrer + Blutsauger. Das ist natürlich besonders hart: wenn man die ermüdende und qualvolle Belehrung stoisch über sich ergehen lassen hat und dann anschließend doch noch beinhart zur Kasse gebeten wird. Sehr schmerzhaft.
Also? Was macht man am Besten? Ja, natürlich vorsichtig fahren, usw., usw., und sich an die Verkehrsregeln halten... Welche Regeln?


Oberlehrer:
Den haben wir gleich zu Anfang kennen gelernt. Das ist der Typ, der dich rauswinkt, wenn du beim Abbiegen nach rechts etwas nach links ausholst, weil dein Wagen einen großen Wendekreis hat. Der lässt dich an die Seite fahren und palavert dich erst mal mit freundlichen Floskeln voll, erkundigt sich nach deiner Familie, nach dem Wetter in Deutschland, der allgemeinen Gesamtsituation und deinem Wohlbefinden. Dann beginnt seine Aufklärungsrede: Daß du hier als Muzungu doch eigentlich wissen solltest, daß man hier in Uganda den Blinker benutzt, um nach links oder rechts abzubiegen und daß du nicht nach links fahren darfst, wenn du den Blinker nach rechts gesetzt hast. Während all der Zeit hörst du ihm brav zu, nickst zwischendurch aufmerksam und fühlst dich eigentlich so, als ob du dringend aufs Klo müsstest, aber nicht kannst: Ein irrer innerer Druck, etwas hinaus zu lassen, aber du kneifst alles zusammen, damit es drinnen bleibt.
Bei einer anderen Gelegenheit parke ich auf einem Parkplatz mit gut 200 Stellplätzen, von denen fast alle leer sind. Außer mir steht vielleicht noch ein halbes Dutzend Autos vereinzelt herum. Ich parke also gut gelaunt und schwungvoll, fummele mangels Zentralverriegelung die ganze Knöpfe und Hebelchen an allen 4 Türen herunter, schwinge mich dynamisch aus dem Wagen, trabe los in Richtung Einkaufszentrum und renne ihn dabei fast über den Haufen. Nach der üblichen, langatmigen Einführung macht er mich darauf aufmerksam, dass ich mit meinem Wagen auf zwei Parkplätzen stehe. Und tatsächlich: Mein Wagen steht mit 2 Rädern über einer der weißen Parkplatzmarkierungen. "Please, Sir, you must park your car between those two white lines..." klärt er mich auf.
Gerade erst heute hat sich einer wirklich ereifert: ich mache auf der Kampala Road, der Hauptstraße, einen U-Turn, fahre gut 200m weiter und biege links in eine Seitenstraße ein. Da kommt mir tatsächlich ein Polizist auf einem Boda-Boda (Motorrad-Taxi) hinterher und klärt mich auf, dass U-Turns grundsätzlich verboten sind. Ich weiß das natürlich inzwischen längst, bemühe mich aber trotzdem, sehr betroffen drein zu schauen. Ganz untypisch für einen Oberlehrer spricht er sogar von einer Geldstrafe, die er normalerweise verhängen müsste. Ich kontere aber ganz zart, daß ich von mindestens zwei Stellen in Kampala weiß, wo man einen U-Turn machen darf. Jaaaa, da hätte ich wohl recht, aber hier darf man das nicht. Ja woher weiß ich denn bitteschön, wo ich nun einen U-Turn machen darf und wo nicht, wenn hier auch nirgends Schilder stehen? Er klärt mich bereitwillig auf, daß er eigentlich nur von der Bombo Road und der Entebbe Road weiß, daß man dort an einer Stelle drehen darf. Ich bedanke mich für die freundliche und lehrreiche Aufklärung, die er mir zugute hat kommen lassen, zahle ihm die Fahrtkosten für das Boda-Boda und ziehe kein Stück weiser von dannen.
Blutsauger:
Diese Kollegen sind mehr als lästig. In deren Augen sind Verkehrsteilnehmer Geldbörsen auf zwei Beinen bzw. auf vier Rädern. Auf einer Dienstreise Upcountry mit Kollegen hatten wir tatsächlich drei Mal das zweifelhafte Vergnügen, von diesem Schlag Polizist angehalten zu werden. Beim ersten Mal haben wir uns noch alle brav geschämt, daß wir zu schnell durch die Ortschaft gefahren sind, und haben gezahlt. Beim zweiten Mal ging dem Zahlen von Schmiergeld dann schon eine längere Diskussion voraus und beim dritten Mal hatte mein Kollege Solomon tatsächlich die Schnauze voll und hat so lange mit dem Polizisten rumgestritten, bis er uns schließlich hat weiterfahren lassen. War aber auch tatsächlich ein haarsträubender Vorwurf. Er meinte, er hätte ca. 500m vor der Ortschaft unsere Geschwindigkeit gemessen und wir wären zu schnell gewesen: so etwa 70km/h. Wir dürften aber in der Ortschaft nur 50km/h fahren und hätten rechtzeitig vorher abbremsen müssen. Kein Kommentar.
Bei einer anderen Gelegenheit habe ich Adrian mit Mirella Abends um 22:00 ins Krankenhaus gefahren, weil er hohes Fieber hatte und Verdacht auf Malaria bestand. Tatsächlich habe ich etwas gewagt geparkt, um noch schnell Cash am Geldautomaten zu holen. Springt da doch tatsächlich eine Polizistin zu mir ins Auto auf den Beifahrersitz und fängt an mich anzuschreien, ich würde hier den ganzen Verkehr aufhalten, "I will arrest you! You take me to the next Police Station! There I will arrest you! " Ich versuche, sie zu beschwichtigen und biete ihr sogar an, mit ihr hinzufahren wo immer sie will, aber erst bringe ich meinen Sohn, der Fieber hat, ins Krankenhaus. Die hört mir gar nicht zu und versucht den Eindruck zu vermitteln, als würde sie auf meinem Beifahrersitz irgendetwas bedeutungsvolles protokollieren: "What's your name? What's your age? What's your gender? What's your tribe?" Ich glaube, ich bin ich im falschen Film... Zum Glück bietet sich in dem Moment ein Passant als Notall-Regisseur an: "Hello... what's happening? Oh? Hey you know... this Lady just needs some little money... you give her 50.000 or 20.000 Shilling and everything will be okay." Ich bin tatsächlich inzwischen reichlich verstört und fummele hektisch aus meiner Geldbörse 20.000 Shilling heraus und lasse sie ihr unter der Hand zukommen. Plötzlich steht sie wieder freundlich und pflichtbewußt am Straßenrand und stoppt den fließenden Verkehr, damit ich zurück auf die Straße fahren kann. Ich nehme an, das war so eine Art Geldautomaten-Abhebungs-Provsion ;-)
Planlose:
Das sind diejenigen, die fast unsichtbar neben einer Straßenkreuzng unter einem Baum im Schatten stehen, palavern, und dem Verkehrsgeschehen um ihnen herum demonstrativ den Rücken kehren. Dort staut sich der Verkehr in alle Richtungen, mehrere Fahrzeuge haben sich auf der Kreuzung durch chaotische Abbiegemanöver ineinander verkeilt. Boda-Boda Fahrer klopfen auf die Kühlerhauben von Autos, damit die endlich weiterfahren, und Fußgänger quetschen sich mit angehaltenem Atem zwischen den stehenden Wagen durch, bevor hier wieder etwas vorwärts geht. Die planlosen Polizisten denken: "Geht mich nix an, hab jetzt keinen Bock, mich da in die Sonne zu stellen und mich mit den ganzen Armleuchtern dort abzugeben. Wenn ich nur lang genug hier stehen bleibe und mit meinem Kollegen quatsche, der genauso wenig Lust hat, seinen Job zu tun, wie ich, dann wird sich das Problem schon irgendwie von alleine lösen." Überraschender Weise tut es das sogar auch häufig genug.
Ein ähnliches Verhalten zeigt diese Spezies auch manchmal mitten auf der Kreuzung. Die stehen dann dort, um eigentlich den Verkehr zu regeln, aber irgendwie haben sie scheinbar eine schlechte Nacht hinter sich oder einen schlechten Morgen (wahrscheinlich eher ein paar schlechte Jahre) und haben scheinbar vergessen, daß auf dieser Kreuzung vier Straßen zusammentreffen. Dass sich hinter ihrem Rücken bereits eine kilometerlange Schlange gebildet hat, interessiert sie kein bisschen. Der Verkehr fließt von links nach rechts und von rechts nach links und ihr Blick ist verklärt gen Himmel oder auf die eigenen Schuhspitzen gerichtet. Hach, so einen habe ich letzte Woche auf meinem Weg zur Arbeit platziert bekommen: Statt früher 20 Minuten brauche ich jetzt gute 30 Minuten :-(
Aber aufgepasst! Ein Planloser kann sich jederzeit in einen langatmigen Oberlehrer verwandeln oder - viel schlimmer noch - in einen Blutsauger. Diese schlappe Haltung darf also nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Außerdem gibt es auch noch die rare Mischung Oberlehrer + Blutsauger. Das ist natürlich besonders hart: wenn man die ermüdende und qualvolle Belehrung stoisch über sich ergehen lassen hat und dann anschließend doch noch beinhart zur Kasse gebeten wird. Sehr schmerzhaft.
Also? Was macht man am Besten? Ja, natürlich vorsichtig fahren, usw., usw., und sich an die Verkehrsregeln halten... Welche Regeln?
Nein - viel besser ist: Besondere Vorsicht walten lassen zu Zeiten, in denen das Geld bekanntermaßen knapp ist, z.B. zu Weihnachten und zu Ostern, oder wenn die Schulzeit wieder anfängt und alle die Schulgebühren für ihre Kids bezahlen müssen. Könnte man zwar als indirekte Beihilfe zum Erreichen des Millenium Developmen Goals Nr. 1 bezeichen, da gibt es aber sicher bessere Möglichkeiten ;-)
Außerdem: Schaue nie einem Polizisten in die Augen. Dann kannst du immer sagen, du hast ihn oder sein Handzeichen oder seine Verwarnung nicht gesehen. Bist halt unschuldig und nichts wissend einfach weitergefahren. Deshalb immer Sonnenbrille im Auto anhaben! Das hilft und schützt vor denen, die den Blickkontakt mit dir suchen, um dich rauszuwinken und zu belehren oder abzukassieren. Hab ich das hier geschrieben? Neee, unmöglich, den Artikel muss mir jemand in den Blog reingeschummelt haben... :->
Living 80's
When expats, development workers, long-term consultants, trainees, etc. leave Uganda to go back to Europe, or when they move on to work in another African oder Asian country, they usually do a big farewell party.
One of those took place yesterday and it was a horrible motto party:
"Dress up like in the 80s"
It was shocking!

"Dress up like in the 80s"
It was shocking!
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